Der hier gezeigte Kupferstich der Igeler Säule von Edward Rooker (1712-1774) nach einer Zeichnung von William Pars (1742-1782) erschien 1783 als Einzelblatt. Dargestellt ist das Monument im Kontext einer bukolisch anmutenden dörflichen Ansiedlung: mehrere Figuren im zeitgenössischen Kostüm flanieren vor einem strohgedeckten Bauernhaus in Richtung des Grabmals, das von einer kleinen Mauer eingefasst ist.
Im Hintergrund ragt eine Kirche auf und in der rechten Bildhälfte steht ein Kruzifix am Wegesrand. Der ‘interpretatio christiana’, die das Monument in der Nachantike erfuhr, verdankte das Denkmal wohl sein Überdauern: in den sog. Collatio von Friedrich Schavard vom Beginn des 15. Jahrhunderts finden sich Schilderungen, die auf lokale Vorstellungen zurückzugehen scheinen und das Hauptbild der Igeler Säule mit der Vermählung von Constantius und der hl. Helena, den Eltern Konstantins des Großen, in Verbindung bringen. Umgeben sei das Relief von Szenen, welche die Festlichkeiten des Ereignisses wiedergaben. Der Wandel von Tuchhändlern zu Heiligen und die damit verbundene Einbettung in mittelalterliche Funktionszusammenhänge stellt eine der bemerkenswertesten Transformationen antiker Artefakte dar.
Weiterführende Literatur
- Clemens, Lukas: Zum Umgang mit Grabbauten der frühen und mittleren Kaiserzeit während der Spätantike und des Mittelalters nördlich der Alpen, in: Dietrich Boschung (Hg.): Grabbauten des zweiten und dritten Jahrhunderts in den gallischen und germanischen Provinzen. Akten des Internationalen Kolloquiums in Köln 22./23. Februar 2007, Wiesbaden 2009, S. 320-324.
- Dragendorff, Hans / Krüger, Emil: Das Grabmal von Igel, Trier 1924.
- Klöckner, Anja: Die sog. Igeler Säule in Druckgraphiken des 16.-18. Jahrhunderts in: Laura Di Carlo / Johannes Lipps / Anna Pawlak / Daniel R. F. Richter (Hgg.): Andere Ästhetik meets Andere Ästhetik. Visualisierungen von Antiken nördlich der Alpen in der frühneuzeitlichen Druckgraphik [in Vorbereitung].
