Der Caeliusstein

Antikenstudium

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Die ausgestellte Federzeichnung gehört zu den frühesten bildlichen Darstellungen des 1620 bei Xanten gefundenen Caeliussteins, eines der prominentesten antiken Grabmonumente Deutschlands. Dem wohl in der Varusschlacht gefallenen Zenturio Marcus Caelius wurde wahrscheinlich noch in augusteischer Zeit durch seinen Bruder die abgebildete Grabstele errichtet.

Die Zeichnung stammt vermutlich von Hermann Ewich (1601-1673), einem Priester und antiquarisch interessierten Gelehrten, der 1634 die Grabstele in Kleve in Augenschein genommen haben dürfte. Dort beschäftigte er sich auch mit der handschriftlichen Chronik des Johannes Turck, in deren lateinischer Version kurz vor 1630 die älteste bekannte Darstellung der Grabstele von einem anonymen Künstler erschien. Die mutmaßliche Zeichnung Ewichs lässt das Studium des Objekts und aller verfügbaren Quellen durch den humanistischen Gelehrten deutlich erkennen. Sie stützt sich einerseits sichtlich auf die ältere Federzeichnung, greift deren teilweise fehlerhafte Lesart und Ergänzung der Inschrift auf und übernimmt beispielsweise auch die Eindrehung der flankierenden Portraitbüsten mit Podesten; andererseits nimmt sie Änderungen vor, die nur durch eine Autopsie der Grabstele selbst möglich waren. Schriftbild und Füllmotive, die in der turckchen Zeichnung vernachlässigt worden waren, gibt die Darstellung detailgetreu wieder und auch die Ranken des Giebeldekors sind näher am Original als die skizzenhafte Ausführung der früheren Zeichnung. Überliefert wurde die Federzeichnung schließlich nachträglich eingeklebt in eine von Ewich 1646 geerbte Version des Codex Pighianus, einer Zusammenschau antiker niederrheinischer Denkmäler durch Stephanus Pighius (1520-1604). Die Urheberschaft der Zeichnung ist daher nicht restlos gesichert, sie selbst und ihre Überlieferung zeugen aber von einer intensiven Auseinandersetzung mit den römischen Antiken unter Auswertung aller zur Verfügung stehenden Quellen.

Manuel Flecker

Weiterführende Literatur

  • Flecker, Manuel: Zwischen Antike und Neuzeit. Der Grabstein des Marcus Caelius, in: Laura Di Carlo / Johannes Lipps / Anna Pawlak / Daniel R. F. Richter (Hgg.): Andere Ästhetik meets Andere Ästhetik. Visualisierungen von Antiken nördlich der Alpen in der frühneuzeitlichen Druckgraphik [in Vorbereitung].
  • Schade, Kathrin: Transalpine Netzwerke im 16.Jahrhundert: die wissenschaftliche Sozialisation des niederländischen Altertumsforschers Stephanus Pighius, in: Dies. / Detlef Rößler / Alfred Schäfer (Hgg.): Zentren und Wirkungsräume der Antikenrezeption. Kolloquium Berlin 2005, Münster 2007, S. 115–124.
  • Schade, Kathrin: Von Stephan Pighius zu Hermann Ewich: Archäologische Landeskunde am Niederrhein im Berliner Nachlass, in: Dietrich Boschung / Alfred Schäfer (Hgg.): Monumenta Illustrata. Raumwissen und antiquarische Gelehrsamkeit, Paderborn 2019 (Morphomata 41), S. 169–196.