Der Eichelstein

Antikenstudium

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Der Holzschnitt aus den 1520 erschienenen Collectanea antiquitatum in urbe atque agro Moguntino repertarum des deutschen Humanisten Johann Huttich (1490–1544) stellt eine der frühesten Darstellungen des aufgrund seiner Form sog. Mainzer Eichelsteins dar. Seit dem Hochmittelalter rangen die Gelehrten um die Deutung der im Zentrum des Blattes präsentierten 21 m hohen Ruine.

Mehrheitlich wurde darin das Kenotaph des 9. v. Chr. in Germanien gefallenen Drusus, eines Stiefsohns von Kaiser Augustus und dem angeblichen Stadtgründer von Mainz, erkannt. Sein Denkmal bildete antiken Schriftquellen zufolge seit augusteischer Zeit das Zentrum überregional bedeutender Kultfeiern und avancierte damit zum Wahrzeichen sowohl der antiken als auch erneut der frühneuzeitlichen Stadt. Doch blieben mit der Deutung des Monuments als Drususkenotaph mangels eindeutiger Belege – etwa in Form einer Inschrift – auch bis heute nicht restlos ausgeräumte Zweifel verbunden. Schon Hermannus Piscator, ein Mainzer Benediktinermönch, verfasste 1517 ein 48-seitiges Brieftraktat und gab darin einer alternativen Deutung als Grabmal des 235 n. Chr. in der Nähe von Mainz ermordeten Kaisers Aurelius Severus Alexander den Vorzug. Huttichs Holzschnitt, der die im ehemaligen Germanien fast solitären Dimensionen des Baus durch leichte Unteransicht sowie die um den antiken Baukörper vergleichsweise klein dargestellten Zäune, Wege und (Sakral-)Architekturen besonders hervorhebt, unterstrich mit seiner Graphik hingegen eindrucksvoll das Plädoyer für die Verknüpfung des Monuments mit dem einstigen Stadtgründer.

Die Herausgeber:innen

Weiterführende Literatur

  • Bellen, Heinz: Das Drususdenkmal apud Mogontiacum und die galliarum Civitates, in: Jahrbuch des RGZM 31 (1984) S. 385–396.
  • Goerlitz, Uta: Text und Artefakt. Zum Diskurs mittelrheinischer Humanisten über Mainz im Altertum, in: Boschung, Dietrich / Schäfer, Alfred (Hgg.): Monumenta Illustrata. Raumwissen und antiquarische Gelehrsamkeit, Paderborn 2019 (Morphomata 41) S. 305–330.
  • Panter, Andreas: Der Drususstein in Mainz und dessen Einordnung in die römische Grabarchitektur seiner Erbauungszeit, Mainz 2007.
  • Pelgen, Stephan: Mainz. Vom ‚elenden Steinklumpen‘ zum Denkmal. Aus der Geschichte der Mainzer Römerruinen, Mainz 2003 (Archäologische Ortsbetrachtungen 3).