Prof. Dr. Annette Gerok-Reiter

Wissenschaftlerin

Prof. Dr. Annette Gerok-Reiter hat den Lehrstuhl für deutsche Literatur des Mittelalters im europäischen Kontext an der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Sie ist Sprecherin des SFB 1391 Andere Ästhetik und leitet hier die Projekte „Semantiken des Ästhetischen in der deutsch­sprachigen Literatur des Mittel­alters“ und „Der schoene schîn in der Mystik“ sowie das Projekt zur Wissenschafts­kommunikation.

Bezug /
Arbeitsfeld /
Interessen

In welchem Zusammenhang arbeiten Sie über Fragen der Ästhetik / Kunst?

Annette Gerok-Reiter: Im Bereich meines Faches „Ältere deutsche Literatur“, insbes. im Bereich des SFB 1391 Andere Ästhetik.

Was interessiert Sie dabei am meisten?

AGR: Wie kann es sein, dass eine Handvoll Wörter, ein Gedicht, ein Musikstück, ein Bild uns ansprechen, uns bewegen, uns herausfordern?

Haben Sie ein ,Lieblingswerk‘? Warum gerade dieses?

AGR: Heinrich von Morungen: In sô hôher swebender wunne / sô gestuont mîn herze an fröiden nie ... Der Rhythmus ist zauberhaft! Die Metaphern sind in der freizügigen Diskursverschränkung von Religion und Erotik einfach atemberaubend!

Kunst /
Kunstbegriff /
Kunstverständnis

Was macht Kunst aus?

AGR: Materialität + Gestaltung = Sinnentwurf

Wie ,funktioniert‘ Kunst?

AGR: Kunst ,funktioniert‘, wenn sie wirkt. Sie wirkt, je genauer autologische und heterologische Dimensionen zusammenspielen.

Was leistet Kunst?

AGR: Wie Paul Klee sagt: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Hierin liegt der Schlüssel. Auch für vormoderne ästhetische Praktiken.

Gesellschaft /
Relevanz /
Wissenschaft

Welche Rolle spielt Ästhetik / Kunst in unserer Gesellschaft?

AGR: Eine große. Aber das wird meist wenig bemerkt.

Welche Rolle sollte Ästhetik / Kunst in unserer Gesellschaft spielen?

AGR: Eine große. Und dies sollte bemerkt werden.

Welche Rolle sollte die Wissenschaft in diesem Kontext spielen?

AGR: Eine erhellende. Wissenschaft, die sich mit Künsten beschäftigt, sollte klären, welche Funktionen Künste in der Gesellschaft übernehmen und was sie dabei leisten können.

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