Roma, Gallia, Germania und Sclavinia machen dem Kaiser ihre Aufwartung.
Ausgestattet mit wertvollen Geschenken und in demütiger Haltung treten sie vor den Thron Ottos III. (980–1002), der auf der gegenüberliegenden Buchseite zu sehen ist. Die personifizierten Provinzen erscheinen in weiblicher Gestalt, Inschriften nennen ihre Namen und helfen so bei der Identifizierung der Figuren, die keine Attribute tragen.
Einer für alle – Alle für einen!
Die Reihe wird angeführt von der Stadt Rom. Ihr folgen Gallien, Germanien und die slawischen Länder. Alle vier Personifikationen fungieren als pars pro toto – als Teil für das Ganze: Die Provinzen stehen für ihre Bewohner:innen und handeln als deren Stellvertreterinnen, wenn sie dem Kaiser mit Geschenken huldigen. Aufgrund ihrer Bewegungsrichtung wird schon auf den ersten Blick deutlich, dass beide Bilder der Doppelseite zusammengehören, wenngleich Otto III. nicht den Provinzen, sondern den Betrachter:innen zugewandt ist. Er ist der wichtigste aller Anwesenden, worauf neben den Attributen Herrschaftsstab, Reichsapfel, Thron und Krone auch die Größe seiner Figur, das im Hintergrund gespannte Ehrentuch und die frontale Darstellung hindeuten. Seine ihm zugewandten Begleiter sind kirchliche und weltliche Würdenträger. Vermutlich hat der Kaiser selbst das Buch in Auftrag gegeben, was erklärt, wieso sein politischer Herrschaftsanspruch in einem liturgischen Buch verbildlicht und das Bild der dem Kaiser huldigenden Provinzen allen religiösen Szenen vorangestellt wird. Otto III. ist auf dieser Doppelseite also einerseits als Herrscher von Gottes Gnaden ausgewiesen und vermittelt andererseits mithilfe der Personifikationen auch seine politischen Machtansprüche.