Personifikationen

Die Provinzen huldigen Otto III.

Städte und Länder

Roma, Gallia, Germania und Sclavinia machen dem Kaiser ihre Aufwartung.

Ausgestattet mit wertvollen Geschenken und in demütiger Haltung treten sie vor den Thron Ottos III. (980–1002), der auf der gegenüberliegenden Buchseite zu sehen ist. Die personifizierten Provinzen erscheinen in weiblicher Gestalt, Inschriften nennen ihre Namen und helfen so bei der Identifizierung der Figuren, die keine Attribute tragen.

Einer für alle – Alle für einen!

Die Reihe wird angeführt von der Stadt Rom. Ihr folgen Gallien, Germanien und die slawischen Länder. Alle vier Personifikationen fungieren als pars pro toto – als Teil für das Ganze: Die Provinzen stehen für ihre Bewohner:innen und handeln als deren Stellvertreterinnen, wenn sie dem Kaiser mit Geschenken huldigen. Aufgrund ihrer Bewegungsrichtung wird schon auf den ersten Blick deutlich, dass beide Bilder der Doppelseite zusammengehören, wenngleich Otto III. nicht den Provinzen, sondern den Betrachter:innen zugewandt ist. Er ist der wichtigste aller Anwesenden, worauf neben den Attributen Herrschaftsstab, Reichsapfel, Thron und Krone auch die Größe seiner Figur, das im Hintergrund gespannte Ehrentuch und die frontale Darstellung hindeuten. Seine ihm zugewandten Begleiter sind kirchliche und weltliche Würdenträger. Vermutlich hat der Kaiser selbst das Buch in Auftrag gegeben, was erklärt, wieso sein politischer Herrschaftsanspruch in einem liturgischen Buch verbildlicht und das Bild der dem Kaiser huldigenden Provinzen allen religiösen Szenen vorangestellt wird. Otto III. ist auf dieser Doppelseite also einerseits als Herrscher von Gottes Gnaden ausgewiesen und vermittelt andererseits mithilfe der Personifikationen auch seine politischen Machtansprüche.

L. Eberhardt
Die Personifikationen Roma trägt eine Schale mit Edelsteinen

Roma

Die Personifikation der Roma trägt eine mit Edelsteinen befüllte Schale, die mit einem roten Tuch vor Berührung geschützt wird. Sie gilt als die wichtigste Provinz Ottos III., hier wurde Otto 996 zum Kaiser gekrönt. In seinen letzten Lebensjahren richtete er einen Großteil seiner Politik nach Vorstellungen und Vorbildern aus, die durch das damalige caput mundi Rom geprägt waren.

München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453, fol. 23v
Die Personifikationen Gallia trägt einen Palmzweig

Gallia

Auf Roma folgt Gallia, die einen Palmzweig zur Huldigung des Kaisers mit sich trägt. Die Personifikation steht für das Gebiet westlich des Rheins und stellt eine Verbindung zur Stadt Aachen her, in der Otto im Jahr 983 im Alter von nur drei Jahren zum König gekrönt wurde. Wie die übrigen Figuren ist auch sie gekrönt, was auf eine gewisse Hoheitlichkeit und Eigenständigkeit der Regionen verweist.

München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453, fol. 23v
Die Personifikationen Germania trägt ein Füllhorn voller Edelsteine

Germania

Das restliche Gebiet des ottonischen Reiches wird von der Personifikation der Germania verkörpert. Sie überbringt dem Kaiser ein Füllhorn voller Edelsteine. Während Roma ihre ebenfalls mit Edelsteinen gefüllte Schale mit einem Tuch schützt, hält Germania das wertvolle Geschenk mit ihren bloßen Händen. Die Praxis, wertvolle Objekte mit einem Tuch vor der Berührung der Hände zu schützen, ist auch in bildlichen Darstellungen verbreitet. Hier wird so zudem verdeutlicht, dass Roma als Erste auch das wertvollste Geschenk überbringt.

München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453, fol. 23v
Die Personifikationen Sclavinia trägt einen goldenen Globus

Sclavinia

Schließlich folgt Sclavinia, deren Gabe ein goldener Globus ist. Sie verkörpert die slawischen Länder und stellt daher keine Provinz des Kaisers dar. Ihre Daseinsberechtigung ist auf das Jahr 986 zurückzuführen, als der polnische Herzog Mieszko dem damals 6 Jahre alten König Otto III. mit Geschenken huldigte. Sclavinia repräsentiert somit die Unterwerfung eines fremden Fürsten und suggeriert mit dem Globus den umfassenden, über sein Reich hinausgehenden Herrschaftsanspruch Ottos.

München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453, fol. 23v

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