Was ist eine Personifikation?
Die Personifikation ist ein (bild-)rhetorisches Stilmittel, bei dem Abstraktes vermenschlicht erscheint. Dabei können Emotionen, Tugenden oder Laster, aber auch konkrete Dinge wie etwa Städte oder Flüsse personifiziert werden.
Das Wort „Personifikation“ leitet sich von lateinisch persona („Maske“, „Person“) und facere („machen“) ab und hat seine Entsprechung im griechischen prosopopoiia (prosopon poiein). Ihren Ursprung hat die Personifikation damit in der Antike, wo sie in der Rhetorik Anwendung fand, doch auch die Bildkünste nutzten das Vermittlungspotential der Personifikation und brachten sie zur Darstellung. Im Mittelalter kommt die Personifikation auf verschiedenste Weise in profanen und sakralen Kontexten zum Einsatz.
Text und Bild konstruieren die Personifikation unter Berücksichtigung der Kategorien Körper, Attribute, Eigenschaften und Handlungsfähigkeit in Abhängigkeit zum jeweiligen Medium. Personifikationen schöpfen dabei aus dem gesamten Spektrum an menschlichen Interaktionsmöglichkeiten: So können sie Emotionen zeigen, Tätigkeiten ausführen, freundschaftliche oder verwandtschaftliche Verhältnisse eingehen und mit anderen Figuren oder den Rezipient:innen in Interaktion treten.
Zur Ausstellung
Die digitale Ausstellung „Personifikationen. Begriffe, Ideen und ihre mittelalterlichen Verkörperungen“ ist Teil des interdisziplinären Forschungsprojektes des SFB 1391 ‚Andere Ästhetik‘ zum Thema „Handelnde Personifikationen als ästhetische Reflexionsfigur in der Literatur und Kunst des Mittelalters“.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Germanistik und der Kunstgeschichte im Rahmen eines Seminars an der Eberhard Karls Universität Tübingen im Sommersemester 2021.
In 25 Exponaten führt die Ausstellung Personifikationen in mittelalterlichen Bildwerken und mittelhochdeutscher Literatur zusammen und ermöglicht es so, Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der Personifikation in den Medien Text und Bild zu betrachten. Thematische Schnittstellen zwischen den Exponaten ergeben sich durch einen ähnlichen Gebrauch der Personifikation wie zum Beispiel bei der Formulierung religiöser Vorstellungen, moralischer Belehrungsbestrebungen, von Handlungsanweisungen oder Herrschaftsansprüchen. Sechs Sektionen führen diese Schnittstellen zwischen den Exponaten vor Augen: Kunst und Wissenschaft, Innere Instanzen, Städte und Länder, Materielles Gut, Vergänglichkeit und Schicksal und Liebe.
Anmerkungen
Aufgrund der im Mittelalter mehrheitlich in männlicher Hand liegenden Kunstproduktionen ist bei den Werkangaben „Künstler“ gesetzt. Dabei wird bei Werken unbekannter Künstler:innen die jeweilige Forschungsmeinung berücksichtigt. Ausnahmen bilden jene Werke, für die ebenso eine weibliche Autorschaft in Betracht kommt – sie werden durch „Künstler:in“ angezeigt.
Wir danken allen Leihgeber:innen der Bilddaten, die uns die Werke freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Die digitale Ausstellung ist gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Projektleitung: Sandra Linden und Daniela Wagner
Konzeption der Ausstellung: Katharina Bauer und Julia Fischer
Mitwirkende:
- Antonia-Luise Arntzen
- Martina Asci
- Jonas Brachmann
- Tim Brück
- Lisa Eberhardt
- Anne Eisenschmid
- Maike Gabriel
- Vera Gruber Ibañez
- Anna Hänle
- Laura Huber
- Judith Hüwelmeier
- Fawzia Kayed
- Linnéa Kluge
- Sarah Knecht
- Lilly Kovacs
- Siyao Li
- Nina Laura Luz
- Oliver Przemus
- Jasmin Schels
- Melina Schmidt
- Irina Selzer
- Hanna Veiler
- Christiane Vulpius
- Lisa Weinberger
- Vanessa Weisgerber
- Kim Wüsteney-Arbabi